Neuer Name für ein altes Haus - Wer ist Bonifacius Amerbach?


Bonifacius Amerbach Nach einjähriger Sanierungs- und Umbauphase stellt sich das Gebäude als neuer Schwerpunkt in der Innenstadt dar. Durch den Abbruch von Anbauten konnte die Lage des Hauses direkt am mittelalterlichen Stadtgraben betont und rundum begehbar gemacht werden.

Da das Gebäude bisher keinen Namen hatte und bei den Einwohnern nur als alte Schule oder Stadtbibliothek bekannt war, hat sich der Gemeinderat mit der Namensgebung des Gebäudes beschäftigt. Schon 1998 fiel für die neue Realschule die Wahl auf eine historische Persönlichkeit, die mit der Stadt belegbar verbunden war. Der spätmittelalterliche Chronist Mathias von Neuenburg, um 1295 in Neuenburg am Rhein geboren und kurz nach 1364 gestorben wurde Pate und Namensgeber für das Realschulgebäude im Schulzentrum.

Diesem eingeschlagenen Weg folgte der Gemeinderat im September 2011 mit seinem Votum und benannte das grundsanierte Gebäude nach dem Basler Gelehrten Bonifacius Amerbach, der 1495 in Basel geboren und 1562 in Basel gestorben ist.
Amerbach war ein Jurist und Rechtsgelehrter, Humanist, Freund und Erbe des Erasmus‘ von Rotterdam. Als jüngster Sohn des nach Basel eingewanderten Druckers Johannes Amerbach studierte er Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau und in Avignon.
Er spielte im Rechtsleben der Stadt Basel und bei der Erneuerung der Universität eine hervorragende Rolle. Amerbach gilt als einer der bedeutendsten Humanisten aus dem Umfeld des Erasmus‘ von Rotterdam. Neben seiner Lehrtätigkeit wirkte er als Anwalt des Basler Rates.
Schon früh verband ihn mit Erasmus von Rotterdam eine enge Freundschaft. Er wurde dessen Universalerbe und Verwalter seines Nachlasses. Seine umfangreiche Kunstsammlung, seine Bibliothek und sein juristischer Nachlass bilden den Grundstock der von seinem Sohn Basilius angelegten Sammlung, des Amerbach-Kabinetts, das 1661 in den Besitz der Stadt Basel überging. 
Bonifacius Amerbach heiratete 1527 die 22jährige Neuenburgerin Martha Fuchs, eine Tochter des Neuenburger Altbürgermeisters Leonhard Fuchs, „des fuxen dochder zu nüwaburck“, wie er in seinem Stundenbuch vermerkt, in dem er die wichtigsten biographischen Daten seiner selbst, seiner Frau und seiner Verwandtschaft festhält, Unter den Hochzeitsgästen im Hause Fuchs in Neuenburg am Rhein finden wir so berühmte Namen wie Erasmus von Rotterdam und Paracelsus. 
1533 wird der Sohn Basilius, der spätere Rektor der Universität Basel, geboren. 1541/42 rafft die in Basel wütende Pest seine Ehefrau Martha und die jüngste Tochter Esther hinweg. Im Sommer 1546 ist in Neuenburg am Rhein Amerbachs Schwiegervater Leonhard Fuchs gestorben. Bonifacius Amerbach wurde Oberhaupt der ganzen Amerbach- und Neuenburger Fuchsfamilie.
Eine rege Korrespondenz zwischen dem Basler Hause Amerbach und Neuenburg am Rhein, über 300 Briefe sind in der zehnbändigen Amerbach-Korrespondenz überliefert, die von der Universität Basel herausgegeben wurde, sind eindrückliche Belege für die Verbindung der Basler  Amerbachs und der humanistischen Kreise in Basel  zu Neuenburg am Rhein,  der  Heimatstadt von  Martha Fuchs.


Das Bildungshaus Bonifacius Amerbach trägt die postalische Adresse „Am Stadtgraben 1“. Der neu gestaltete Vorplatz trägt den Namen Konstantin-Schäfer-Platz.