BioValley-Stammtisch in Neuenburg am Rhein

Am 27. Oktober fand der 9. BioValley-Stammtisch in Neuenburg am Rhein statt. Das Thema der Veranstaltung lautete: „in silico und in vitro Methoden von Erfassung von Krankheitsprozessen im Nervensystem.“ 6,5 – 8,7 % der über 65-jährigen leidet an Demenz und man kann davon ausgehen, dass in etwa 30 Jahren jeder 3. über 80 Jahren an Demenz erkranken wird. Die Lebenserwartung wirdweiter steigen um den Preis, dass altersbedingte Gehirnerkrankungen zunehmen werden. Für Gesellschaft und Forschung eine enorme Herausforderung.
Die Forschung müsse andere Wege gehen, denn im Moment gäbe es leider nur wenige Therapieerfolge, so Prof. Dr. Jan Kremers von der Firma Rhenovia Pharma, der die in silico Methode vorstellte. Das menschliche Gehirn verfügt über ca.100 – 1000 Billionen Schaltstellen, was in etwa der Gesamtbevölkerung weltweit an Ameisen entspricht. Dank der Leistungsfähigkeit von Computern ist es möglich, chemische Prozesse im Gehirn zu simulieren und zu berechnen, wie sich diese Prozesse durch Medikamente beeinflussen lassen. Des weiteren lässt sich am Computer simulieren, welche Kombinationen von Medikamenten sich in ihrer Wirkung verstärken. Denn selbstredend ist ein Versuch am Menschen nicht möglich. Anwendung findet die in silico Methode unter anderem bei Alzheimer, Parkinson, Epilepsie und Huntingdon. In Auftrag gegeben werden die Studien bspw. von der Pharmazie, der Lebensmittelindustrie, der Landwirtschaft und der chemischen Industrie um herauszufinden, welche Faktoren für das zentrale Nervensystem schädlich sind. 
Prof. Dr. Peter Dartsch vom Institut für zellbiologische Testsysteme erläuterte in seinem Vortrag, dass die in vitro Methode eigentlich nichts anderes sei, als die Simulation und die Ergebnisse am Computer nun im Reagenzglas mittels Zellen anzuwenden und ihre Wirksamkeit zu beweisen. Dabei geht man auch auf die Ursachen von Erkrankungen auf den Grund. Dies können genetische Faktoren oder Entzündungen sein. Ebenso wie sog. freie Radikale, die Körperzellen schädigen. Ein gesunder Organismus ist durchaus in der Lage, diese freien Radikale zu neutralisieren. Entzündungen, Infektionen, Bluthochdruck oder  Ernährungsmangel leisten ihnen allerdings Vorschub. Unter anderem Obst, Gemüse oder Nüsse fungieren als sog. Antioxydantien, die die freien Radikale neutralisieren.
Allerdings spiegelt nicht jeder Test die tatsächliche Wirksamkeit eines beispielsweise entzündungshemmendes Medikamentes wider, so Prof. Dr. Dartsch, weil nur Teilaspekte einer Entzündung betrachtet werden können. So versagt auch eine eingleisig angelegte Forschung bei Krankheiten mit vielfältigen Ursachen. Seiner Meinung nach führt eine Kombination aus mehreren Methoden wie der in silico und der in vitro Methode zum Erfolg. Die Vorteile liegen hierbei klar auf der Hand: Man ist schneller, kostengünstiger und man kann die Zahl der Tierversuche deutlich senken.
Bürgermeister Schuster dankte den Referenten, denen es einmal mehr gelungen ist, komplexe Zusammenhänge auch für Laien verständlich zu erklären. Sehr gefreut hat ihn - wie auch die Referenten - die Teilnahme einiger Schülerinnen und Schüler des KGN Neuenburg, die mit ihrer Lehrerin Frau Eschholz diesen 9. BioValley-Stammtisch besuchten. (al)