Zähringerstadt will Aufstufung zum Unterzentrum -Schuster: Entwicklung Rechnung tragen

Die Zähringerstadt will im Rahmen der Fortschreibung des Regionalplans zum Unterzentrum aufgestuft werden. Dies beschloss jetzt der Neuenburger Gemeinderat. Mit dieser Aufstufung will man angesichts der dynamischen Entwicklung der Stadt den zentralörtlichen Anforderungen gerecht werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die elsässische Nachbarschaft.

"Wir sind der Rolle eines Kleinzentrums längst entwachsen", stellte der Bürgermeister in seinem Vortrag fest. Tatsächlich hat Neuenburg am Rhein sowohl bei der Einwohnerzahl, der Wirtschaftskraft, bei Infrastruktur einschließlich der Bildungseinrichtungen Entwicklungen genommen, die das ursprüngliche Aufgabenspektrum eines Kleinzentrums längst hinter sich gelassen hat. Entscheidend für die Bewertung, so Schuster weiter, seien die Verflechtungsbereiche zwischen der Stadt und den Kommunen in der Region. Und die haben sich mit der Grenzöffnung im Zuge des Schengener Abkommens, mit dem Zuwachs an Arbeitsplätzen und der Einrichtung der weiterführenden Schulen im Laufe der vergangenen 20 Jahre deutlich zugunsten der Stadt verändert. Ursprünglich, erklärte Joachim Schuster, sei die Entwicklung Neuenburgs durch die Grenze nach Frankreich eingeschränkt gewesen. Anders als bei einem Kleinzentrum, das seinen eigenen Versorgungsbereich besitzt, habe die Zähringerstadt ihre Versorgungsverantwortung auch für einige Gemeinden jenseits des Rheins übernommen. Für viele der mit Neuenburg am Rhein befreundeten elsässischen Gemeinden seien die Versorgungsmöglichkeiten von Mulhouse und der Ile Napoleon zu weit entfernt. Entsprechend groß sei der Kaufkraftzufluss der elsässischen Kunden. "Das sind heute etwa 40 Prozent", betonte er. Eine entsprechende Versorgungsverflechtung habe der darüber zu entscheidende Regionalverband bereits beim Breisacher Antrag, die Rheinstadt zum Mittelzentrum aufzustufen, anerkannt. "Warum soll das nicht auch für uns gelten?", fragte Joachim Schuster.
Verändert haben sich auch die Verkehrsbeziehungen und die Anbindung der Stadt an den Schienenverkehr und damit Veränderungen im Landesentwicklungsplan ausgelöst. Dass ein erster Antrag auf Aufstufung im Jahr 2002 negativ beschieden wurde, sei kein Beinbruch gewesen, so der Bürgermeister weiter. Vielmehr hätte die Begründung der damaligen Ablehnung vorhandene Defizite aufgezeigt, die im Laufe der Jahre zielgerecht abgearbeitet worden seien. "Wir haben auf dieses Ziel über viele Jahre lang hingearbeitet", stellte Joachim Schuster fest. Bei einem Vergleich mit anderen Unterzentren in Südbaden kann sich Neuenburg am Rhein entsprechend einer Studie der Kommunalentwicklung GmbH sehen lassen. Bei einem anhand entscheidender Kriterien erstellten Ranking landet die Zähringerstadt - bis heute noch ohne diese Einstufung - bereits auf dem dritten Platz, bei der Einwohnerzahl bewegt sich die Stadt in der oberen Hälfte.
Heute würde Neuenburg am Rhein den meisten Kriterien, die ein Unterzentrum ausmachen, mehr als gerecht werden. "Und wir haben noch einige Entwicklungspotenziale für die Zukunft", betonte der Bürgermeister. Deutlich machte der Rathauschef, dass die Aufstufung nichts mit zusätzlichen Einnahmen durch Zuschüsse oder eine Vorrangstellung gegenüber Nachbargemeinden zu tun habe. "Die Aufstufung ist keine Prädikatisierung, sondern mit neuen Aufgaben und mehr Verantwortung verknüpft", erklärte er. Vielmehr dokumentiert es die eigene Entwicklung und führe nach Überzeugung Schusters zu einer Stärkung des Mittelbereichs rund um Müllheim. Dass hier große Chancen liegen, machte der Bürgermeister deutlich, als er den Blick auf die stetige Entwicklung des Mittelbereichs Bad Krozingen/Staufen lenkte.

 

Definition Unterzentren


- Unterzentren sollen als Standorte von Einrichtungen und Arbeitsplätzen so entwickelt werden, dass sie auch den qualifizierten, häufig wiederkehrenden Bedarf eines Verflechtungsbereichs der Grundversorgung decken können. Die Verflechtungsbereiche sollen im Ländlichen Raum mindestens 10.000 Einwohner umfassen.


- Unterzentren dienen der Grundversorgung zur Deckung des häufig wiederkehrenden überörtlichen Grundbedarfs. Sie müssen eine gewisse Vielfalt in der Ausstattung mit überörtlichen Einrichtungen und im Angebot von Dienstleistungen und Arbeitsplätzen aufweisen.


- Von den Kleinzentren unterscheiden sich die Unterzentren vor allem durch die qualifiziertere Ausstattung in der Grundversorgung und durch die damit verbundenen Ergänzungsfunktionen in Teilbereichen der mittelzentralen Versorgung.