So fröhlich ist die Sichelhenki in Steinenstadt

Neuenburg-Steinenstadt (mps). Das traditionelle Erntedankfest am ersten Septemberwochenende, die Sichelhenki, wird seit 2007 in Steinenstadt gefeiert. Dazu kamen unzählige Gäste aus der Region in den Neuenburger Ortsteil. Höhepunkt war der Umzug am Sonntagnachmittag.
 

Die Sichelhenki ist ein uralter Brauch in der Landwirtschaft. Er geht auf einen Jahrhunderte alter Brauch zurück, als die Bauern das letzte Brotgetreidefeld abgeerntet war. Dann schmückten die Landwirte den letzten Erntewagen, oft wurde auf dem Feld ein Gebet gesprochen und wurden die Sensen und Sicheln ins Gebälk der Scheunen aufgehängt oder ins Holz eingeschlagen. Ein Brauch, der ursprünglich vor allen Dingen in Süddeutschland praktiziert wurde und rund um den Bartholomäus-Tag gefeiert wurde. Er gilt den Bauern und Winzern auch als das traditionelle Ende des Sommers. So viel zur Geschichte der Sichelhenki.

In Steinenstadt wird die Sichelhenki erst seit 2007 gefeiert. Damals wurde, so berichtet es der heutige Vorsitzende des Heimat- und Dorpflegevereins Steinenstadt, Günter Siegwald, am Stammtisch des früheren Gasthauses Salmen in Steinenstadt der Verein gegründet. Die Gründerväter waren laut Siegwald der heutige Ortsvorsteher Hans Winkler, der verstorbene Heimatinteressierte Rüdiger Herterich und Thomas Knauf. Sie hatten die Idee, verschiedene althergebrachte Traditionen, wie sie im Markgräflerland gepflegt wurden, in Steinenstadt einzuführen. Dazu gehörte auch dieses besondere Erntedankfest, das in der Wissenschaft als Vorstufe zum christlichen Erntedankfest im Oktober gilt.

Nach der Corona-Zwangspause machten sich der Heimat- und Dorfpflegeverein gemeinsam mit der Trachtenkapelle des Ortes auf, das zweitägige Fest vor der Dorfkirche zu organisieren. Der Aufwand ist enorm: Zählt man die vielen Helferinnen und Helfer zusammen, die die Arbeitsschichten bei dem Fest übernehmen, und rechnet dann noch die Helfenden des Auf- und Abbaus hinzu, dann waren rund 100 Personen auf den Beinen. „Eigentlich hätte das Fest entweder am vergangenen Wochenende oder eine Woche zuvor gefeiert werden sollen“, erklärt Siegwald. Aber aus personellen Engpässen heraus wurde es auf den aktuellen Termin verschoben. „Zum Glück. Am ersten Wochenende herrschte eine riesige Hitze und am vergangenen Wochenende wäre die Sichelhenki im Regen untergegangen“, so der Vorsitzende es Heimat- und Dorfpflegevereins.

In einer kleinen Ausstellung wurden dieses Jahr eine alte Bauernküche, das Handwerk des Messerschleifens und die handbetriebene Obstsaftpresse vorgeführt. Unter den Schatten spendenden Festzelten reichten die Mitglieder der beiden Vereine ihren Gästen herzhafte Speisen, Weine und andere Getränke. Höhepunkt war am Sonntag der kleine Traditionsumzug, an dem Trachtengruppen aus Auggen, Hügelheim und Kandern teilnahmen. Das Bauernpaar Manuela Schimmel und Sicy Simic führte zusammen mit dem Tafelträger den Umzug an und prostete den Zuschauern zu. Mit dabei waren auch der Heimat- und Dorfpflegeverein, die Landfrauen Schliengen, der Verein „Grißheim aktiv“ und verschiedene Landwirte aus Steinenstadt mit historischen Traktoren, Maschinen und Handgeräten. Der Umzug war zwar mit Blick auf die Teilnehmerzahl eher klein, trotzdem boten sie einen umfassenden Einblick in das bäuerliche Leben vor vielen Jahrzehnten. Danach feierten alle gemeinsam auf dem Festplatz bei der Kirche ausgelassen weiter.

Fotos: Volker Münch