Vortrag „Eis gegen Heiß“ von Spiegel-Bestsellerautor Christian Serrer mit anschließender Podiumsdiskussion im Stadthaus
Neuenburg am Rhein nimmt im Landkreis als Stadt mit größter Hitzebelastung eine Spitzenposition ein. Um so wichtiger ist es, sich für Klimaschutz und Klimawandel zu engagieren. Mit seinem Vortrag „Eis gegen Heiß“ bot der Spiegel-Bestsellerautor Christian Serrer einen interessanten Beitrag zum Thema.
Der 28 Jahre alte Bestsellerautor ist längst eine Größe zum Thema Klimawandel und dessen Folge. Heute berät und unterstützt er mit seinem eigenen Unternehmen die Politik und die Wirtschaft, wertet wissenschaftliche Untersuchungen und Ergebnisse aus, steht dabei im Austausch mit mehr als 70 Wissenschaftlern und erklärt deren komplexe Themen verständlich für jedermann. Für Christian Serrer ist klar: „Der Klimawandel ist längst spürbar. Wir müssen uns vor den Folgen schützen.“ Für den Fachmann ist klar, was passieren wird, wenn nichts geschieht – so seine einfache wie zentrierte Logik in Sachen Klimawandel.
Wie es wirklich um den Klimawandel steht, verdeutlichte er an den zu erwartenden Temperaturanstiegen, die besonders empfindliche Gesellschaftsschichten wie Senioren, Kranke und Kleinkinder massiv bedrohen werden. Serrer verdeutlicht die unmittelbare Betroffenheit durch das Thema, das wegen anderer Krisenthemen wieder in den Hintergrund abzurutschen drohe. Anhand wissenschaftlicher Daten skizzierte er die Auswirkungen eines Anstiegs von 1,5 Grad Celsius im Langzeitmittel, also einer mehrjährigen Klimaphase. „Das hört sich nach wenig an, ist aber höchst gefährlich“, ordnete Serrer den Anstieg ein, denn „in Deutschland bewegen wir uns tatsächlich bereits bei 2,5 Grad.“. Die Klimaziele von Paris drohen auch nach der aktuellen Weltklimakonferenz in immer weitere Entfernung zu rücken – mit fatalen Folgen für die Erderwärmung. Der Klimaexperte lenkte den Blick der Gäste auf die Ursachen für den Treibhauseffekt und damit für die künstliche Erderwärmung. „Es ist nicht nur das Kohlendioxid, es sind auch andere Gase wie Methan und Lachgas, die bei verschiedenen Prozessen entstehen und deutliche Auswirkungen haben“, betonte Serrer. Die Folgen beeinflussen nicht nur die Gesundheit der Weltbevölkerung, sondern auch die Wirtschaft. „Klimaschutz zahlt sich wirtschaftlich aus. Die Schäden sind nämlich deutlich teurer“, betonte der Bestsellerautor.
Für Christian Serrer ist klar: „Jeder von uns muss sich persönlich mit den Folgen und seiner eigenen Situation befassen, die Auswirkungen abschätzen und entsprechend selbst handeln.“ Es geht Serrer um die Sicherung der individuellen Produktivität, der Gesundheit und grundsätzlich um einen wirksamen Schutz vor Hitze. Neben der Hitzeentwicklung spielen weitere Risiken eine Rolle für das individuelle Leben. Serrer nannte Krankheitserreger, die beispielsweise durch Tigermücken übertragen werden könnten, um den Hochwasserschutz und – für den Fachmann eine konkrete Maßnahme – den Bevölkerungsschutz, zu dem jeder neben Politik und Hilfsorganisationen selbst viel beitragen könne. Er nannte Warnmöglichkeiten durch Techniken wie die NINA-Warn-App, KATwarn-App, WarnWetter-App, Sirenen und andere Systeme, durch die sich die Bevölkerung rechtzeitig vor Gefahren in Sicherheit bringen könnten. Serrer gab alltagstaugliche Ratschläge wie eine sinnvolle Bevorratung von Getränken und haltbaren Speisen und viele weitere Tipps, wie sie in seinem aktuellen Buch „Eis gegen Heiß“ als auch in Ratgebern des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz nachzulesen sind.
Ein anderes Thema befasste sich mit dem Engagement der Zähringerstadt mit Blick auf Klimaschutz und Klimawandel. „Wir waren und wir sind in vielen Bereichen Vorreiter, auch wegen der großen Betroffenheit“, betonte Fondy-Langela. Der Bürgermeister verwies auf das bürgerliche Engagement bei der Bekämpfung der Tigermücke wie auch auf Klimaschutzprojekte im Laufe der Jahre. So unterstütze die Stadt beispielsweise bei der Beratung der Bürger zu klimarelevanten Themen mit entsprechend geschulten Mitarbeitenden. Die Stadt selbst habe sich bereits seit Jahrzehnten im Hochwasserschutz engagiert. Beispiele seien die Versickerung des Oberflächenwassers vor Ort, die Begrünung der Flachdächer auf öffentlichen Gebäuden und entsprechenden Vorgaben bei Baugebieten. Bei der Umsetzung könne die Bevölkerung auf Hilfe des Energieversorgers Badenova bauen, wie Melanie Laba erklärte und auf das Programm „Energiewende at Home“ hinwies. Ein Thema war, angestoßen aus der Mitte der etwa 60 Zuhörenden, die Speichertechnik für erneuerbare Energien. Während Badenova mittlerweile an Lösungen wie Großspeichertechnologien arbeitet, sieht Fachmann Serrer die Speichertechnik eher kritisch. „Es ist eine teure Technik und dient nur der Nutzung von Energiespitzen“, erklärt er. Viel besser sei es, den Ertrag und die Nachfrage des Stroms in Einklang zu bringen. Einig waren sich die Podiumsteilnehmenden, dass es weitere Anstrengungen besonders direkt vor Ort bedürfe, das Thema mit Optimismus angegangen werden müsse. „Wir müssen nicht erst auf die Politik warten. Jeder kann persönlich einen Beitrag dazu leisten und dadurch können wir so viel erreichen“, forderte Bürgermeister Fondy-Langela in seinem Schlusswort.
Die Podiumsdiskussion
In einer anschließenden Podiumsdiskussion, die von Moderator Peter Steinbeck geleitet und an der neben Bürgermeister Jens Fondy-Langela, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Markgräflerland, Stephan Grether, Melanie Laba, bei Badenova Netze Regionalmanagerin und Kommunalberaterin in Sachen Ausbau erneuerbarer Energie und Klimaneutralität in den Kommunen, und Autor Serrer. Grether machte dabei deutlich, dass die Geldinstitute durchaus beim Bauen und der Entwicklung gerne die Häuslebauer und Kommunen unterstützen wollen, es aber oft an der Regulatorik, also an den politischen Rahmenbedingungen, scheitert, zumindest aber das finanzielle Engagement erschwere. Grether wies auf Nachfrage des Moderators hin, dass es verschiedene Finanzierungsmodelle sowohl für Privatkunden, als auch für Klein- und Großkunden wie auch für Kommunen gebe.


